Pflege – die Schicksalsfrage der Nation

Matthias Ramge

Matthias Ramge

Beim Deutschen Assekuranz Pflege Forum in München am 18. September 2014 hat der Münchener Verein als Initiator hochkarätige Redner aus Politik, Pflegewirtschaft,Analysehaus, Versicherung und einem Pflegekritiker das Wort gegeben.

Kritik der gesetzlichen Pflegeversicherung

Wesentlichen Einfluss auf den Verlauf der sehr angeregten Diskussionen des Tages hatte Pflegekritiker Claus Fussek. Er stellt das ganze Pflegesystem in Frage: Eine Regelung, bei der das Pflegeheim mehr Geld erhält, wenn es dem „Kunden“ immer schlechter geht. So werden Ergotherapie, Massagen, Bewegung usw. kaum durchgeführt. Denn die Spielregeln lauten: Wer mehr Unterstützung im Alltag braucht, erhält einer höhere Pflegestufe und damit mehr Einnahmen fürs Heim! Zahllose Beispiele kennt er und wird nicht müde, davon zu berichten, dass Alte nicht zur Toilette können, sondern in ihren Windeln mehrere Stunden auf Personal warten müssen u.a.m. Dabei geht es um Würde für Menschen, die sich selbst nicht mehr wehren können und um Einnahmen für Pflegeheime, die als Unternehmen arbeiten. Es entsteht die Frage, ob bei es sein kann, dass bei Pflege wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen und in diesem System der Mensch auf der Strecke bleibt. „Sind wir denn ein Tollhaus!?“ sagt Fussek und bringt klar zum Ausdruck, dass wir jetzt handeln müssen, um bei Pflege zukunftsfähig zu sein.

Was verbessert werden kann

Auf das Thema Menschlichkeit in der Pflege geht auch Joachim Geiberger vom unabhängigen Analysehaus Morgen & Morgen ein und fordert mehr Assistance-Leistungen bei der Pflege. Denn die Pflegesituation kommt immer überraschend für die Angehörigen und diese sind mit der anstehenden Bürokratie in dieser schweren Lebenssituation überfordert. Seine Vergleiche der Pflegeversicherungen über Jahre hinweg kommen zu dem Ergebnis, dass sich die Qualität der Tarife verbessert hat.

Das Pflege-Paradox, dass jeder Angst vor Hilfslosigkeit und Last der Angehörigen der Pflege hat und sich gleichzeitig nur ein geringer Bruchteil der Bevölkerung vor diesen großen finanziellen Risiken schützt, bewegt den Moderator Dr. Marc Surminski von der Zeitschrift für Versicherungswesen.

Dr. Rainer Reitzler, Chef des Münchener Vereins, stellt den Versorgungsauftrag der Versicherer in den Mittelpunkt. Der Münchener Verein hat langjährige Erfahrungen mit Pflegeabsicherungen und in seinen Tarifen bereits Assistance-Leistungen mit aufgenommen.

Melanie Huml, Staatsministerin im Bayerischen Ministerium für Gesundheit und Pflege, stellt heraus, dass es in Bayern organisierte Anlaufstellen für Familienangehörigen gebe, die diese dann vielfältig unterstützen. Norbert Blüm als Vater der Pflegeversicherung appelliert an die Barmherzigkeit unter den Menschen und für mehr Kreativität. Er hält einen geordneten Wettbewerb der Pflegeanbieter für sinnvoll und weist auf den Einfluss vom Heimleiter bei der Personalführung hin.

Chancen der Assekuranz

Zum Ende des Tages bringt der Motivations- und Verkaufstrainer Matthias Ramge mit „seiner leidenschaftlichen Lust auf Leistung“ die Gruppe nochmals in Schwung. In seiner bildhaften Sprache nennt er Demographie kurz „heestern“, geht auf den ehrbaren Kaufmann und Beratungspflichten ein. In anschaulichen Beispielen zeigt er, worauf es in der Beratung ankommt, welche Überleitungen von anderen Absicherungen Erfolg versprechen und stellt schließlich einen Telefonleitfaden vor, der auf Elternunterhalt abzielt.

Der Münchener Verein hat mit diesem Pflege Forum die wirklichen Probleme der Menschen in den Mittelpunkt gesetzt. Pflege geht uns alle persönlich an. Immer wenn wir von Pflegenotständen sprechen, geht es um uns selbst. Die Politik appelliert an Barmherzigkeit und hat kein Konzept, sodass es im Wesentlichen an jedem Einzelnen hängt, private Vorkehrungen zu treffen. Pflegeversicherungen als Teil ganzer Krisenkonzepte werden uns auch in den nächsten Jahren verstärkt beschäftigen.

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